Vom annehmen und loslassen

Alp schäferhüttli... wie der Name schon sagt, war das mal die Hütte vom schaefer und die dazugehörige Alp eine reine schafalp. Das heisst, eine Alp, auf der Schafe gehütet werden, kein Käse gemacht. Erst in den frühen 80er Jahren kam der damalige Schäfer auf die Idee, die Weiden noch besser zu nutzen und sich den Alplohn aufzubessern, indem er eine Herde Ziegen mitnahm und Ziegenkäse machte. Also würde der Notstall für die Schafe mit einer Vakuu Leitung ausgerüstet, in die einzige Küche, die Gleichzeitig Schmutzschläuse und Eingang war, ein Schwenkgalgen für das Käsekessi und ein Presstisch installiert - und fertig war die Sennalp. 

Und genau diese Einrichtung findet man hier noch heute.

Der Stall ist an manchen Stellen keinen Meter und 70 hoch, an anderen Stellen gibt es keinen Ablauf.

Das Käsekessi hängt direkt vor der Eingangstür, der Abwasch geschieht draussen, so dass man sich schlangenmenschenartig mit Köpfen kochend heissen Wasser zwischen dem Kessi und der Tür hindurchwinden muss. Und alle Türen geben der Bewegung des Berges nach und fallen krachend auf, wenn man sie nur einen spalt öffnen will.

In den ersten Tagen habe ich mir so häufig den Kopf angestossen, dass ich um meinen IQ gefürchtet habe, ständig müsste ich die Hühner aus der Küche scheuchen und in dem "Unterwasserstall" habe ich beim Melken regelrechte Tänze vollführt, damit mir bloss keiner der Schläuche vom Mein Zeug in der Fülle landet.

Ach, und habe ich schon erwähnt, dass der Spalt, durch den man den Mistdes Kuhstalls nach draussen befördern muss ungefähr 10 Zentimeter hoch ist?

Und, dass man hier mit Reissigbesen "wischt"  wie die Schweizer zum Kehren sagen... Und es eine rechte Kunst darstellt, die Geissenbölleli (also kacke) dahin zu befördern, wo man sie hingaben will...

Neben dem Kopfanstossen habe ich ziemlich häufig geflucht, lauthals, wie das denn sein kann, wie man denn solche Arbeitsbedingungen schaffen kann, wie bescheuert das denn ist, da gibt's doch wirklich besseres Material, effizientere Vorgehensweisen und optimaler Bedingungen... ganz die Moderne Städter in eben. ihr könnt es euch vorstellen... Es ist mir nicht leicht gefallen, zu akzeptieren, dass Es hier so ist, wie es ist, wo es doch so einfach viel besser und einfacher sein könnte.

Alp die Bilder im Kopf von sauberen stellen, hohen Türen, blitzblanken Sennereien...

Und dann habe ich angefangen, mir immer mal wieder zu sagen: das sind eben hier die Bedingungen. Und es ist eben genau meine Aufgabe, mit und unter genau diesen Bedingungen hier zu arbeiten.

Und jedes mal könnte ich es besser als Herausforderung annehmen, den Tanz um das Jessi zu perfektionieren, dass ich mich nicht mehr mit heissem Wasser ueberbrühe, jedes mal neue Melkpositionen auszuprobieren, bis ich mit sauberem Mein Zeug wieder aus dem Stall kam, und mir den Tag, an dem ich mir nicht mehr den Kopf stosse als den Tag zu datieren  an dem ich wirklich angekommen bin.

Neulich war eine Freundin zu Besuch. Sie hat mir geholfen, den Stall zu Misten. Danach hat sie sich ziemlich beschwert über die Arbeitsbedingungen... 

Ich musste lachen, während ich entspannt n meiner Werkzeugkiste nach Gummiband suchte, um auch noch die Stubentür so anzubinden, dass sie wieder von alleine zufällt.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0